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Vereine auf dem Prüfstand – Ein Verein zieht Bilanz

08. März 2012

Mittwoch, 18. Mai 2011

Warendorf – Kein Zweifel – Die Herausforderungen, Menschen für die Mitarbeit im Verein zu gewinnen, sind gewachsen. Die Freizeit ist begrenzt, die Freizeit-Angebote grenzenlos. Was also sollen die Vereinschefs tun? Thomas Ungruhe, Leiter der FN-Abteilung Breitensport, Vereine und Betriebe, rät: „Stellen Sie Ihren Verein auf den Prüfstand! Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen im Umgang mit Freiwilligen?“ Eine Checkliste (im Internet unter www.vorreiter-deutschland.de) hilft dabei, sich schnell einen Überblick zu verschaffen.

Es hilft nicht, den Werteverfall zu beklagen oder auf die Wiederkehr alter Ideale zu warten. Natürlich sind Werte im Wandel. Soziologen betonen, dass Vereine, die den Wandel aufgreifen, viele Chancen haben. So sind die Menschen heute selbstbewusster und kritischer, fordern Mitsprache statt Rangordnung. Sie engagieren sich dort, wo ihr Bedürfnis nach persönlicher Weiterentwicklung befriedigt wird. Ein zeitlich begrenztes Engagement mit konkreten Zielen hat bessere Chancen auf dem ‚Markt der Frei-willigen’ als ein kontinuierliches Ehrenamt. Freiwillig Engagierte entscheiden sich meist für Vereine, die ganz klar deutlich machen, warum sich das Mitmachen lohnt. Eine aktive Werbung für den persönlichen Nutzen ist deshalb viel effektiver als der lapidare Appell ans Pflichtgefühl.

Der hessische Reit- und Fahrverein Babenhausen hat auf seiner Internet-Seite www.ruf-babenhausen.de/presse einmal geschildert, wie die Arbeit der Ehrenamtler konkret in ihrem Verein aussieht:

„Heute geben wir Ihnen einen kleinen Einblick, wie ein Ehrenamt beziehungsweise die Vorstandarbeit aussieht. Oft kommen aus den Reihen der Kinder und Jugendlichen Fragen wie: Was machen die dort eigentlich?, Ist das viel Arbeit? oder Ist das schwer?

Wenn man den Sportentwicklungsbericht (SEB), den die Deutsche Sporthochschule Köln im Auftrag der FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V.) erstmals für den Pfer-desport erhoben hat, zur Hand nimmt, um konkrete Zahlen zu erfahren, widmet ein Ehrenamtler durchschnittlich 16 Stunden im Monat für Vereinsarbeit. Das sind also im Reit- und Fahrverein Babenhausen mit elf Vorstandmitglieder im Jahr 2.112 Stunden, das Meldestellenteam hat über das große Reit- und Springturnier mit einer Besetzung von drei Personen 144 Stunden. Hier sind noch keine Vorarbeiten, wie Ausschreibung, Nennungen im Computer erfassen, Meldestelle einrichten, Dienstpläne für die Helfer (z.B. Aufrufer und Schreiber) erstellen oder ähnliche eingerechnet. Der Wirtschafts-ausschuss, der schon viele Wochen vor einer Veranstaltung plant, welches Essen und Getränke es gibt, wie viele Mengen eingekauft werden müssen und der die Dienstpläne der zahlreichen Helfer erstellt: Hier kommen viele Stunden zusammen, auch während einer Veranstaltung ist das gesamte Wirtschaftsteam anwesend.

Fasching steht vor der Tür und die Kostümauswahl stand schon zum Weihnachtsreiten 2010 fest und wurde den Vereinsmitgliedern präsentiert. Es werden Teilnehmerlisten ausgehängt, die Planung, wie der Wagen aussehen soll, ist im vollem Gange, die Bonbons müssen besorgt werden. Zeit und Stunden in denen mit Freude und guter Laune geplant wird.

Gehen wir zurück zur Vorstandsarbeit, der Vorstand trifft sich alle drei Wochen. Es muss vom ersten Vorsitzenden eine Tagesordnung erstellt werden, es wird durch die Sitzung geführt. Offene Punkte aus vergangenen Sitzungen werden besprochen, Neu-igkeiten wie z.B. vom Landessportbund Hessen, vom Pferdesportverband Hessen, Kreisreiterbund Darmstadt-Dieburg und natürlich von den einzelnen Abteilungen des Reit- und Fahrverein wie Jugend, Finanzen, Reitbetrieb usw. sind Thema.

Die Abteilungen Mitgliederverwaltung und Finanzen haben bei einem so großen und aktiven Verein viele Auswertungen und Überprüfungen vorzunehmen, hier kommen mehr als 16 Stunden im Monat zusammen.

Es werden Ziele gesetzt, was soll 2011 erreicht werden, gibt es Reparaturarbeiten oder Renovierungsarbeiten, wer ist für was verantwortlich. Bei einem so großen Reitgelände wie an der Schwedenschanze gibt es immer was zu tun. Es werden die Ver-anstaltungen geplant, wie beispielsweise die 62. Jahreshauptversammlung, die am 26. März 2011 um 19.00 Uhr in der Vereinsgaststätte „Zur Reiterschänke“ stattfindet. Die Schriftführerin führt Protokoll, dies muss nach der Sitzung an alle Vorstandmitglieder verteilt werden. Wie Sie sehen, es könnten hier unzählige Beispiele gebracht werden, es wird nie langweilig in einem Ehrenamt und es gibt immer etwas zu tun.

Auch über den Nachwuchs von Anwärtern auf ein Ehrenamt kann sich der Verein nicht beklagen. Junge Nachwuchsreiter besuchen beispielsweise einen Lehrgang zum er-lernen des Toris-Programms für die Meldestelle oder eine Schulung zum Erstellen und Verwalten einer Homepage.

Der Reit- und Fahrverein kann stolz sein auf das Team im Ehrenamt und auf die Mit-glieder, die ihre Hilfe anbieten – auch ohne ein Amt im Vorstand.“

„Im Moment schaffen wir es immer noch in Eigenverantwortung und mit Helfern aus dem eigenen Verein unser Hausturnier zu organisieren. Aber auch uns macht die sich wandelnde Altersstruktur gerade auf der Vorstandsebene Sorge. Es sind aber auch die Anforderungen an die Verantwortlichen immens gestiegen, gerade im Finanzbereich. Wer die Gelder eines Vereins in einer Größenordnung von über 300 Mitgliedern verwalten soll, muss schon über entsprechende Kenntnisse verfügen. Außerdem ha-ben wir festgestellt, dass sich gerade die Jüngeren lieber kurzfristig engagieren. Auf diese Veränderungen versuchen wir uns im Reitverein mit entsprechenden Maßnah-men einzustellen“, nimmt der erste Vorsitzende Manfred Willand (60) des Reit- und Fahrvereins im hessischen Babenhausen Stellung zu dem Eigenbericht. Er hat das Amt vor 20 Jahren von seinem Vater übernommen, eine Nachfolge muss in Zukunft in einer anderen Familie gefunden werden…

Vereine, die nicht nur fordern, sondern auch fördern, machen es sich bei der Suche nach Ehrenamtlichen leichter. Wenn deutlich wird, dass das Ehrenamt auch attraktiv ist, es etwas zu bieten hat, dann ist man als Verein auf dem richtigen Weg. Der Verein sollte bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern den Nutzen der Vereinstätigkeit herausstellen. Gerade Berufseinsteiger und Jobsuchende nehmen jede Chance wahr, sich für den Arbeitsmarkt interessant zu machen. Nicht nur bei den eigenen Vereins-mitgliedern sollte der Eindruck entstehen – es bringt uns was, wenn wir uns einbringen!||

Quelle: fn-press

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